Fehlplanung beim Ausbau der Talstraße
Aus der Gemeinderatssitzung von 20.11.24
Am 12.12. hatte die Gemeinde Waldbronn zu einer Infoveranstaltung zum Thema Starkregenmanagement eingeladen. Neben 2 Vertretern der Firma Hydrotec standen Kirstin Brückner vom Landratsamt, Bürgermeister Christian Stalf sowie Axel Dahlhauser vom Technischen Amt Rede und Antwort.
12.12.2020: Aus der Informationsveranstaltung zum Starkregenmanagement
Am 12.12. hatte die Gemeinde Waldbronn die Waldbronner Bevölkerung zu einer Infoveranstaltung zum Thema Starkregenmanagement eingeladen. Neben 2 Vertretern der Firma Hydrotec standen Kirstin Brückner vom Landratsamt, Bürgermeister Christian Stalf sowie Axel Dahlhauser vom Technischen Amt Rede und Antwort.
Die Firma Hydrotec ist ein unabhängiges Ingenieurbüro aus Aachen. Kernkompetenz der Firma ist es, Niederschlagsszenarien zu entwickeln und Gefahrenkarten zu erstellen.
Zuerst stellte Axel Dahlhauser das interkommunale Projekt „Starkregenmanagement“ vor. Es gliedert sich in drei Phasen.
1. Erhebung der Topografischen Daten und Erstellung von Starkregenrisikokarten
2. Erstellung eines Handlungskonzeptes:
a. Erhebung: welche öffentlichen Gebäude sind gefährdet,
b. Erstellung eine „Risikosteckbriefes“ hinsichtlich der Gefahren, insbes. Personengefährdung für jedes einzelne öffentliche Gebäude und Umsetzung von Maßnahmen
c. Die Gemeinde stellt auf der Homepage der Bevölkerung Informationsmaterial zur Verfügung
d. Erstellung einer Gefahrenkarte, z. B. hinsichtlich unpassierbarer Straßen
e. Installation eines Frühwarnsystems
3. Regenrückhaltemaßnahmen im öffentlichen Raum, bisher wurden Maßnahmen bereits am Hetzelbach und an der Mannheimer Straße umgesetzt
Das Projekt umfasst die Analyse der Überflutungsgefährdung, die Schadensabschätzung und empfiehlt Vorsorgemaßnahmen.
Die Karte für die Gefährdung aller Grundstücke Waldbronns ist interaktiv und öffentlich für die Bevölkerung zugänglich
Für private Gebäude sind die Eigentümer für die Risikoanalyse verantwortlich, die Gemeinde gibt Hinweise über Risiken und Gefahren.
Hierbei will die Gemeinde beratend zur Seite stehen hinsichtlich der baulich schadensbegünstigenden Umstände wie z.B. niedrigen Bordsteinkanten, Hanglagen, zu klein bemessene Dach-/Grundstücks-/Hofentwässerungen, etc.
Tipps und Hinweise über bauliche Maßnahmen wie z. B. Dammbalken werden ergänzt durch Handlungsempfehlungen im Ernstfall. Bei den baulichen Maßnahmen sind rechtliche Rahmenbedingungen zu beachten.
Diese Serviceleistung der Gemeinde soll wachsen und ist bereits in Grundzügen angelegt.
Von Starkregen spricht man ab einer Niederschlagsmenge von 5mm innerhalb 5 Minuten bzw. 20 mm innerhalb 60 Minuten. Große Gefahren entstehen bei hohen Fließgeschwindigkeiten kombiniert mit Wassertiefen.
Die Kanalisation sollte für 1-bis 5-jährige Regenereignisse ausreichend dimensioniert sein. Katastrophen im außergewöhnlichen Ausmaß des Ahrtales werden bei diesen Berechnungen nicht simuliert.
Axel Dahlhauser bestätigte auf Anfrage, dass durch die Versiegelung und den Bevölkerungszuwachs der vergangenen Jahre die aktuelle Gesamtsituation der Kanalisation angespannt ist. Er erwähnte die bereits erfolgte Überarbeitung des Allgemeinen Kanalplans mit den herausgearbeiteten Handlungsfeldern.
Für die Neubaugebiete gibt es eine getrennte Kanalisation für Schmutz- und Regenwasser. Das Schmutzwasser belastet die vorhandene Kanalisation.
Im Hinblick auf die Kartierung der gefährdeten öffentlichen Gebäude fragte eine interessierte Bürgerin wohl in Anspielung auf den Standort des neuen Feuerwehrhauses auf der Fleckenhöhe, warum neu zu errichtende öffentliche Gebäude noch immer in erheblich gefährdete Gebiete geplant würden. Da kein Entscheidungsträger vor Ort war, blieb diese Frage unbeantwortet.
Die Gemeinde Waldbronn will ein Frühwarnsystem installieren. Die volldigitale Lösung ist noch in Planung und soll Ende 2023 zur Verfügung stehen. Eine Vorwarnzeit von mindestens 30 Minuten wird ins Auge gefasst. Längere Vorlaufzeiten sind im Hinblick auf die räumliche Konzentration von Gewitterzellen nicht immer möglich.
Bedingt durch den Klimawandel muss auch Waldbronn mit Starkregen und überfluteten Kellern rechnen. Aus diesem Grund wurde durch ein Büro in interkommunaler Zusammenarbeit mit Ettlingen Handlungsempfehlungen erarbeitet, wie schnell und wirkungsvoll bei Starkregen gehandelt werden kann. Dabei geht es besonders herauszufinden, welchen Verlauf die Regenwasserströme nehmen, wie die Bevölkerung rechtzeitig gewarnt werden, wie durch besondere Bestellung der Felder, Regenwasser gespeichert werden und wie vor allem der Bürger informiert werden kann, sein Anwesen vor Überschwemmung zu schützen.
Außerdem wurde ein sog. Alarmstufenmodell vorgestellt, in dem Feuerwehr, Ordnungsamt und Technisches Amt intensiv in die Handlungskonzepte eingebunden sind. Vor allem wurde darauf hingewiesen, dass bei einer Fortschreibung oder Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes Hochwasser bezogene Regelungen nach dem Baugesetzbuch zu beachten sind. Zunehmende Versiegelung ist ein großes Problem. Dadurch kann Regenwasser nicht mehr ungehindert versickern. Außerdem werden Grünflächen immer weiter reduziert. Es liegt an Verwaltung und Gemeinderat bei zukünftigen Bebauungsplänen darauf zu achten, dass vor allem mit Regenwassersammelsystemen und Versiegelungsgrad von Flächen Sturzfluten nur langsam in die Kanalisation einfließen, um die Abwasserkanäle zu entlasten.
Im Namen der Fraktion:
Kurt Bechtel, Angelika Demetrio-Purreiter, Volker Becker