1. Dezember 2023

Unrealistische Ertragsziele beim Tourismuskonzept

Wir sehen die Kosten des Tourismuskonzeptes kritisch, weil das hierfür benötigte Geld bei der Haushaltskonsolidierung an anderen Stellen fehlen wird.

Unrealistische Ertragsziele beim Tourismuskonzept

20.12.2023 - Gemeinderat - Aus der Haushaltsrede


Aus unserer Sicht sind die Ziele des Tourismuskonzepts nicht erreichbar. Kosten in diesem Zusammenhang sind "vergebliche Liebesmühe" und unnötig.

Warum?

Ein Beispiel:
Innerhalb von 7 Jahren sollen die Übernachtungszahlen von 90.000 auf 200.000 Übernachtungen im Jahr steigen.
Der hierbei als wichtigster Bereich deklarierte "Freizeit und Wellness" soll 40% aller Übernachtungen oder 80.000 Übernachtungen erbringen.
Bisher erbrachten die Bereiche 12,5% aus 90.000 Übernachtungen, somit gerade mal 11.250 Übernachtungen. Also soll sich dieser Bereich mehr als versiebenfachen.

Es wird vom Beratungsunternehmen festgehalten: "Waldbronn verfügt derzeit über zu wenig Bettenkapazität (und auch keine Wohnmobil-Stellplätze) um das angestrebte quantitative Ziel erreichen zu können".

Die derzeitigen Hotelbetriebe nebst Garni, FeWo, Camping etc. erbringen insgesamt rund 28.500 Übernachtungen. Wieviel mehr an wellness-orientierten Übernachtungsmöglichkeiten müssten dann in Waldbronn gebaut werden?
Wir erinnern uns: Der mögliche Investor des Hotels Rück 2 hat sich vor kurzem zurückgezogen.

Last but not least:

Das Marketingbudget: Nun sollen es 100.000 EUR inklusive Personalkosten jährlich richten? Völlig ausgeschlossen, wenn erhebliche Mittel für Marketing und Werbung nicht vorhanden sind.
Bei den Personalkosten müsste man für eine qualifizierte Kraft mindestens 70.000 EUR aufwenden (inkl. Personalnebenkosten von mind. 20%). Und was bleibt dann übrig? 30.000 EUR für Werbung bei diesen Zielen? Ein Tropfen auf den heißen Stein und nicht viel mehr als die bisherigen 15.000 EUR! Wir lehnen deshalb diese unnötigen Ausgaben ab, da eine wirksame Tourismus-Marketingstrategie sehr viel teurer wäre, und dennoch in den Sternen stehen würde, ob und wo die notwendige Bettenkapazität aufgebaut werden könnte.
Es steht einfach in keinem Verhältnis zu den realistisch erreichbaren Ergebnissen.

Kurt Bechtel

17.04.2023 - Fraktion - Wir beziehen Position zum Tourismuskonzept

"Jede Generation soll für ihre verbrauchten Ressourcen aufkommen!"

Mit diesem Satz wies Kämmerer Philippe Thomann auf die sog. Generationengerechtigkeit hin, die durch die hohen Ausgaben im Gemeindehaushalt zum jetzigen Zeitpunkt nicht gewährleistet ist. Das macht auch die Forderung des Kommunal- und Prüfungsamtes des Landkreises Karlsruhe deutlich, das bis zum 30. September ein Haushaltssicherungskonzept von der Gemeinde ausgearbeitet haben will. Denn der Gesamtergebnishaushalt 2023 zeigt einen Fehlbetrag von 3,2 Mio. Euro auf, der sich in der Prognose jährlich erhöhen könnte bis 2026 auf eine Gesamtsumme von 17,5 Mio. Euro. Schon 2017 wurde ein Konzept zur Haushaltskonsolidierung von der Rechtsaufsichtsbehörde gefordert, weil in den Planjahren 2018 und 2019 die jeweiligen Haushalte nicht ausgeglichen werden konnten. Im Ergebnis wurden die kommunalen Einrichtungen wie Bücherei und Musikschule zur Disposition gestellt und es konnte Geld eingespart werden, die Bücherei wird seither als Leseinsel für Kinder und Jugendliche von einem Verein weitergeführt und die Musikschule ist in die Ettlinger Musikschule eingegliedert. Solche Wege sollten nun von der Haushaltskonsolidierungskommission wiederum gegangen werden. Was ist zu tun? Eigentlich vorrangig sparen und nur notwendige Investitionen tätigen, denn wir Freie Wähler stellen schon seit Jahren fest, dass wir immer noch ein massives Ausgabenproblem haben. Außerdem sind vor allem bei den freiwilligen Leistungen der Rotstift anzusetzen und Gebühren im Rahmen einer möglichen Kostendeckung zu überprüfen. Aber dabei darf es nicht sein, dass auf der einen Seite durch bestimmte Maßnahmen eingespart wird, um auf der Ausgabenseite munter Geld bereit zu stellen, so geschehen bei der Aufhebung des Sperrvermerks von 100 Tsd Euro für ein Tourismuskonzept, das auch eine Personalstelle für einen Tourismusmanager beinhaltet. Obwohl im Gemeinderat zukünftig Bericht über die Tätigkeit erstattet werden soll, fanden wir keine Mehrheit, dass bei mangelnder Erfolgstendenz diese Stelle wieder abgebaut werden kann.

Im Namen der Fraktion:

Kurt Bechtel, Angelika Demetrio-Purreiter, Volker Becker

Zum Hintergrund

Aus der Gemeinderatssitzung vom 29.03.2023: Wir sehen das Tourismuskonzept kritisch

2 Jahre lang beschäftigt sich eine Gruppe aus Gemeinderäten und Leistungsträgern aus Gastronomie, Einzelhandel und Beherbergungsbetrieben in Workshops, wie man Waldbronn mit touristischer Attraktivität und besonderen Marketing-Aktivitäten voranbringen kann. Projektleiter Christopher Krull vom Büro Kohl und Partner begleitete den Prozess und stellte die Ergebnisse im Gemeinderat vor. Dabei wurde auch ein Maßnahmenplan entwickelt, welche Veränderungen vorgenommen werden sollen, ob die Umsetzung teuer oder günstig zu bewerten ist und welche Organisationen man mit einbeziehen könnte. Dabei ist es wichtig, dass besonders Bürgerinnen und Bürger die Notwendigkeit der Neuausrichtung der Gemeinde bezüglich Tourismus und Marketing sehen. 90 Tsd Euro in diesem Jahr (10 Tsd Euro wurden schon freigegeben) und zukünftig jährlich 100 Tsd Euro sollen dafür eingestellt bzw der vorhandene Sperrvermerk aufgehoben werden. In diesem Betrag ist auch die Personalstelle eines Tourismusmanagers enthalten, der die Manpower in der Kurverwaltung ergänzen soll. Unsere Fraktion sieht das vorgestellte Konzept kritisch, denn zum einen sollten wir wegen unseres angespannten Haushaltes jeden Euro, den wir ausgeben, „mehrmals umdrehen“, zum anderen wurden Thesen aufgestellt, wie z.B. „die Übernachtungszahlen müssen um ein Vielfaches gesteigert werden“, denen wir nicht ohne Weiteres folgen können. Das Projekt ist auf einen Zeitraum von mindestens 7 Jahren ausgelegt. Wir stellten den Antrag, dass nach 3 Jahren ein Zwischenbericht dem Gemeinderat vorgelegt werden muss, welche Maßnahmen umgesetzt wurden und welcher Nutzen für Waldbronn schon erkennbar ist. Mehrheitlich stimmte das Gremium diesem Antrag zu.

Kurt Bechtel, Angelika Demetrio-Purreiter, Volker Becker