Aus der Gemeinderatssitzung von 23.10.24
Waldbronner Gemeinderat diskutiert Sparmaßnahmen
Das Projekt Artenvielfalt hat sich 2021 gegründet. Allein aus Waldbronn unterstützen Nabu, BUND, Ev. und Röm.-kath. Kirchengemeinde, Lesetreff, Schwarzwaldverein, OGV und die Tierarztpraxis das Projekt.
Das Projekt Artenvielfalt hat sich 2021 in Waldbronn und Karlsbad gegründet. Durch die Unterstützung vieler Initiativen der beiden Gemeinden findet es in der Bevölkerung beider Gemeinden ein solides Fundament. Allein aus Waldbronn unterstützen Nabu, BUND, Evangelische und Römisch-katholische Kirchengemeinde, Lesetreff, Schwarzwaldverein, der Obst- und Gartenbauverein und die Tierarztpraxis das Projekt. Die Freien Wähler Waldbronn begrüßen dieses Projekt sehr und teilen dessen Werte in unseren Überlegungen und Entscheidungen.
Neben vielen anderen Aktivitäten der beteiligten Initiatoren fand am Freitag, 04.11. ein sehr informativer Vortrag des Diplombiologen Dr. Andree Keitel mit dem provokanten Titel „Artenvielfalt – wozu?“ statt.
Bürgermeister Christian Stalf eröffnete die Veranstaltung und lobte den Nutzen der Initiative. Hierbei erwähnte er, dass die Erfolge und die Impulse der Initiative auf die Ziele des Projektes „Stadtgrün – naturnah“ einzahlen. Dies ist ein Label bzw. Zertifikat, um das sich die Gemeinde Waldbronn beworben hat, und an Kriterien gebunden ist. Hierbei sei es wichtig, die Bevölkerung mit Informationen und Veranstaltungen einzubeziehen.
In seinem eindrucksvollen Vortrag ging Herr Dr. Keitel zuerst auf die Artengruppen ein. Während es 5513 Arten von Säugetieren gibt, gibt es eine Mio Insektenarten. In eindrucksvollen, wissenschaftlich unterlegten Grafiken zeigte er das überbordende Artensterben seit 1900 auf. Noch bedrückender war die Information, dass innerhalb der letzten 46 Jahre die Population wild lebender Wirbeltiere um 68 % zurückgegangen ist. Innerhalb der letzten 27 Jahre ging die Biomasse bei Insekten um 75 % zurück, die in der Nahrungskette für Vögel und Fische fehlen.
Er nannte auch gleich die Ursachen dafür: Landnutzungswandel (Landwirtschaft und Versiegelung), Übernutzung (Wald, Weltmeere), Klimawandel, Umweltverschmutzung und Rohstoffabbau. Natur und Umwelt reagieren sehr sensibel auf Kreisläufe, die aus dem Gleichgewicht geraten. Aufgrund der Destabilisierung von Ökosystemen und nicht zuletzt auch durch die ethischen Herausforderungen (z. B. Kükenschreddern, Kälbchen-Entsorgung, Unfällen im Kontext mit Pestiziden) fordert er ein Umdenken. Für die Landwirtschaft zeigte er die Folgen auf, und wie durch eine Rückkehr zu einer Kreislaufwirtschaft das Gleichgewicht wieder hergestellt werden könnte, wobei dies durchaus eine industrielle Landwirtschaft sein könne.
Keitel betonte die Bedeutung der Wildbienen für das Ökosystem, die zu Gunsten der Honigbiene abnehmen. Dabei erwähnte er auch regionale Zusammenbrüche von Bestäuberpopulationen in China und Brasilien, in deren Folge der Mensch die Bestäubung manuell vornehmen musste.
An Beispielen dokumentierte er die Widerstandskraft artenreicher Versuchsflächen in klimatisch schwierigen Jahren.
„Artenschutz ist Menschenschutz!“
Während der Tierschutz das Tier schützen will, will der Artenschutz den Menschen schützen, indem er die Leistungen der Natur für nachfolgende Generationen erhält.
In diesem Sinne geht auch die Forderung an die Kommunen, artenreiche Lebensräume auszubauen und zu schützen, wie z. B. die Streuobstwiesen, und biologische Landwirtschaft zu fördern. Im Zentrum kommunaler Bemühungen muss es stehen, die Bebauung offener Flächen, d. h. die Versiegelung, zu begrenzen.
Vielen Dank, Herr Dr. Keitel, für den sehr beeindruckenden Abend!
Weiterführende Informationen
Projekt Artenvielfalt
Projekt Stadtgrün-naturnah
Wissensdatenbank des Projektes für Interessierte