12. Mai 2024

Wir standen im Kurhaus Rede und Antwort

Auf Einladung der Waldbronner Selbständigen (WS) bot sich am 08.05. im Kurhaus auch für uns die Gelegenheit, uns der Öffentlichkeit vorzustellen. Désirée Fuchs (Listenplatz 1), Stefanie Müller (Listenplatz 7) sowie Roman Schinzel (Listenplatz 4) standen auf der Bühne des Kurhauses Rede und Antwort.

Wir standen im Kurhaus Rede und Antwort

Auf Einladung der Waldbronner Selbständigen (WS) bot sich am 08.05. im Kurhaus auch für uns die Gelegenheit, uns der Öffentlichkeit vorzustellen. Da Gemeinderatswahlen auch Persönlichkeitswahlen sind, überließen die bekannten Fraktionsmitglieder den noch unbekannten Kandidatinnen und Kandidaten den Vortritt. So standen Désirée Fuchs (Listenplatz 1), Stefanie Müller (Listenplatz 7) sowie Roman Schinzel (Listenplatz 4) auf der Bühne des Kurhauses Rede und Antwort.

Im Vorfeld waren 4 Fragen vorgelegt wurden, die im 1. Teil der Veranstaltung beantwortet wurden. Für alle, die nicht dabei sein konnten – hier folgen unsere Statements.

Welche Perspektive sehen Sie für die Vereine, wenn die Festhalle aus Kostengründen wegfallen sollte?

Roman Schinzel: Es gab seinerzeit leider keinerlei Informationen der Verwaltung über fehlenden Brandschutz. Nach der erneuten Umnutzung als Veranstaltungsstätte muss dieser neu bewertet werden. Das Gutachten läuft aktuell noch, weshalb man keine belastbare Aussage zu den möglichen Kosten treffen kann.

Sollte es finanziell uninteressant sein die Festhalle wieder instand zu setzen, sehen wir für die, nach unserem Kenntnisstand, maximal 20 Veranstaltungstage der 5 Vereine folgende Möglichkeiten:

  • Eine intensivere Nutzung des Kurparks
  • Kurhaus und Wiesenfesthalle
  • Im Sommer bietet das Eistreff hervorragende Möglichkeiten, wie die Betreibergesellschaft aktuell unter Beweis stellt. Beispielsweise mit dem Bundesliga Dartspiel sowie einem großen Flohmarkt am ersten Mai-Wochenende.
  • Auch die Fläche zwischen Festhalle und TSV Kunstrasenplatz eignet sich, um ein kleines Festzelt zu stellen.

Das Marketing-Gutachten für Tourismus, das die Gemeinde in Auftrag gegeben hat, geht von einem Anstieg der Übernachtungszahlen im Wellness- und Freizeitbereich von derzeit 12.500 auf 80.000 im Jahr 2030 aus. Das wäre das Siebenfache im Vergleich zu heute.

a)    Hält die Fraktion der Freien Wähler dies für realistisch?

Roman Schinzel: Ein klares Nein. Wir haben Stand heute hauptsächlich Tagestouristen, Tagungsgäste und Handwerker auf Montage und auch gar nicht die nötigen Betten oder den baulichen Platz, um eine solche Steigerung zu bewältigen. Das geplante Hotel im Rück 2 ist aufgrund Rückzugs des Investors leider nicht gebaut worden. Ohne explosiven Bettenausbau wäre diese Steigerung an Übernachtungen nicht zu stemmen.

 b) Unterstützen Sie den Erhalt von Einrichtungen wie der Albtherme und dem Freibad

Roman Schinzel: Man kann nicht gleichzeitig ein teures Tourismuskonzept verfolgen und überregional bekannte Einrichtungen wie das Eistreff - salopp gesagt - platt machen. Das hat in der vergangenen Saison 90.000 Besucher verzeichnen können.  Auch die Veranstaltungen der Sommernutzung ziehen zahlreiches Publikum an. Davon viele Auswärtige, also Touristen.

Die Albtherme ist seit vielen Jahren unser Aushängeschild. Das könnte mit einem Kindervormittag in der Ferienzeit oder familienfreundlicheren Konzepten noch heller glänzen.

Kaum ein Freibad hat so viel Fläche und liegt so schön. Daran müssen wir festhalten, eventuell das bestehende Betreiberkonzept der Kurverwaltung überdenken und vielleicht einmal einen Blick in die Nachbarkommunen riskieren, die hier schon kreative und erfolgreiche Lösungen erarbeitet haben.

Unsere Gemeinde muss entweder sparen oder die Einnahmen erhöhen. Wo würden Sie ansetzen, um die finanzielle Situation der Gemeinde erheblich zu verbessern?

Désirée Fuchs:

1.      Die Umsetzung des Tourismuskonzeptes muss dringend auf den Prüfstand. Sie führt zu Kosten und Folgekosten, die eigentlich nicht eingespielt werden können, wie Aufwertungen des Kurparks oder im Freibad. Es ist bizarr, ein Tourismuskonzept umsetzen zu wollen, wo auf der anderen Seite, alles, was Waldbronner Attraktion sein könnte, in Frage gestellt wird. Wir sehen Potential beim Tourismus, aber nicht in den Dimensionen, die im Konzept aufgeführt werden.

2.      Wir vertreten engagiert, barrierefreie Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, um Menschen mit Behinderung, Kinderwagen, Rollatoren etc.  am öffentlichen Leben teilhaben zu lassen. Bei der kostspieligen „Toilette für alle“ schießt Waldbronn über das Ziel hinaus. Diese bietet neben dem barrierefreien Zugang Wickelmöglichkeiten und einen Lift. Wie oft würden diese Zusatzeinrichtungen  genutzt werden. Es ist ja nicht mit dem Bau getan, sie muss auch regelmäßig gepflegt und instand gehalten werden. Auf Einzel-Nachfrage im Anschluss an die Gesprächsrunde konkretisierte sie die Aussage, dass in einem ersten Schritt ein Verzeichnis der barrierefreien Toiletten mit Zugangszeiten ein erster Schritt in die richtige Richtung sein könnte, um z. B. Restaurantbesuche zu ermöglichen.

3.      Bei der Planung von kommunalen Neubauten muss generell mehr auf Kosten geachtet werden. Auch können wir nicht erkennen, dass es notwendig ist, dass bei jedem Projekt externe Planungsfirmen beauftragt werden, wo Expertise im Rathaus eigentlich gegeben ist.

4.      Arbeitsabläufe und -inhalte sowie Prozesse in der Verwaltung sollten untersucht und kritisch hinterfragt werden, ob sie wirklich notwendig sind.

5.      Da die Siedlungsfläche in Waldbronn mehr als doppelt so hoch ist wie im gesamten Landkreis, können Gewerbeflächen über Innenverdichtung geschaffen werden. D. h. es darf nicht tabu sein, in die Höhe zu bauen.

6.      Wir würden nicht an der Grund- und Gewerbesteuerschraube drehen, weil hier mit der Gießkanne Belastungen in der Bevölkerung generiert werden. Hingegen können wir uns vorstellen, Bürgerinnen und Bürger verursachungsgerecht an den Kosten beteiligen, z. B. in Form einer Parkraumbewirtschaftung.

7.      Viele Strukturen in unserem kleinen Ort sind historisch bedingt mehrfach vorhanden. Wo können wir Funktionen in Waldbronn optimal aufrecht erhalten und die vorhandene Infrastruktur ökonomischer zu nutzen?

Welche langfristigen Ziele und Visionen haben Sie für die Entwicklung der Fläche des Sportgeländes an der Talstraße Nord, insbesondere in Bezug auf den Erhalt und die Modernisierung der Festhalle, der Tennisplätze und der Sportplätze nach dem Jahr 2030?

Désirée Fuchs: Wegen der desolaten Finanzsituation sollte man das Gebiet der Talstraße Nord so belassen wie es ist. Wir stehen dazu, dass die Vereine für die Sport- und Tennisplätze neue Pachtverträge erhalten.

Sollte es wirtschaftlich nicht sinnvoll sein, die Festhalle wieder in einen funktionsfähigen Versammlungsort zu überführen, sehen wir das Thema Feuerwehrhaus wieder als eine Option, zumal die IBG diesen gemeindeeigenen Platz bevorzugt hat. In dem Feuerwehrbedarfsplan der IBG Brandschutz wurde ein Flächenbedarf von 3000 qm angemeldet, der auf dem Gelände dargestellt werden kann.

 Im 2. Teil der Veranstaltung durfte das Publikum Fragen stellen. An die Freien Wähler gingen folgende Fragen.

In Waldbronn gibt es sehr viele Seniorinnen und Senioren. Was wollen Sie konkret für diese Menschen, insbes. Digitalisierung bewirken?

Stefanie Müller: Wie aus der Studie von Arved Willberg hervorgeht, sind 56 % der Waldbronner Haushalte Single-Haushalte. Der Forscher betont hier das Problem der Einsamkeit. Außerdem fühlen sich viele älteren Menschen abgehängt, weil sie von der rasanten Entwicklung im Bereich der Digitalisierung überrollt werden. Helfen könnten hier generationsübergreifende Projekte, die auf beide Themen einzahlen. Hierdurch können Informationen ausgetauscht werden, Hilfestellungen gegeben und Menschen aus ihrer Einsamkeit herausgeholt werden.

Wie sehen Sie die langfristige Entwicklung des Eistreffs?

Roman Schinzel und Désirée Fuchs: Aus unserer Sicht gibt es Alternativen für die Flächenbedarfe der Firma Agilent, wie z. B. den Rothenbuckel. Wir hätten uns gewünscht, dass auch das Kaufangebot der Betreibergesellschaft und weitere Alternativen geprüft worden wären. Für uns gibt es keine Gründe, bereits jetzt die Chancen auf den langfristigen Betrieb des Eistreffs über 2035 hinaus zu verbauen. Niemand kann alle Eventualitäten der kommenden 10 Jahre vorwegnehmen. Deshalb sollte die Abhängigkeit der beiden wirklich wichtigen Einrichtungen voneinander entkoppelt werden. Auf eine Frage in den persönlichen Gesprächen: Sollte es wirklich die mutmaßlichen Bemühungen geben, die Beschlussfassung für den Kauf vor den Wahlen durchzuboxen, wäre das unseriös, weil die zu erwartende Komplexität der Inhalte für einen ehrenamtlichen Gemeinderat in der kurzen Zeit überhaupt nicht gewürdigt werden könnte.

Problematik des Hausarztschwundes in Waldbronn – was wollen Sie dagegen unternehmen

Désirée Fuchs: Wie die anderen Fraktionen unterstützen die Freien Wähler die übergreifende „Task Force“, für die Herangehensweise an das Problem. Die Fraktion hatte hier vor ca. 2 Jahren den Antrag gestellt zu prüfen, ob auf dem ehemaligen Hotelgrundstück ein Ärztehaus errichtet werden kann. Uns ist durchaus bewusst, dass das Gebäude allein keine Lösung mit sich bringt, wie das Ärztehaus in Karlsbad-Ittersbach eindrücklich aufzeigt. Wir sehen hier aber einen guten Standort, um mit allen Gemeinderatsmitgliedern eine zukunftsfähige Vision auf diesem Gelände zu entwickeln.

Wir danken den WS, dass wir uns öffentlich präsentieren durften und das faire Format. Danke auch an Jürgen Socher und Tanja Feller für den freundlichen sachlichen Umgang auf der Bühne. So war es auch für uns eine angenehme und fruchtbare Gelegenheit, um die Kandidatinnen und Kandidaten der anderen Listen kennenzulernen.

 Désirée Fuchs, Stefanie Müller, Roman Schinzel